Zum Geleit
Vor zehn Jahren, am 3. Oktober 1990, gewann unser deutsches
Vaterland seine staatliche Einheit wieder. Vor siebzig Jahren, am 3. April
1930, wurde Helmut Kohl geboren, der wie kein anderer für die Wiedervereinigung
in Freiheit gehandelt hat. Ohne Helmut Kohl wären die Demonstranten
auf dem Leipziger Ring und überall in Mitteldeutschland, wären
die Hoffnungen und der Einsatz aller Deutschen verraten und verkauft gewesen.
Helmut Kohl ist der Kanzler der Einheit - wie sollte ein anderes Empfinden
ihm gegenüber Platz greifen als Dankbarkeit! Dennoch hat seine, unsere
Partei nicht den Anstand besessen, die ihm zu seinem siebzigsten Geburtstag
zugedachte Festschrift erscheinen zu lassen.
Die Idee, eine Leipziger Festschrift für Helmut Kohl herauszugeben, entstand im März bei einer dem Jubilar sicherlich sehr sympathischen Gelegenheit - als sich einige Leipziger zum Abendessen beim Italiener trafen und spontan beschlossen: Wenn nicht die Union, so werden wir es tun. Da nur wenige Tage bis zu seinem Geburtstag blieben, erreicht diese Leipziger Festschrift nicht den Umfang, den sie haben würde, wenn sich das Vorhaben herumgesprochen und Zeit zum Einsammeln weiterer Beiträge geblieben wäre. Die Herausgeber bitten alle Freunde um Vergebung, die sich auf diese Weise unverschuldet nicht an dem Vorhaben beteiligen konnten.
Wenn auch zufällig zusammengekommen, spannen die Beiträge einen weiten Bogen. Manche sind sehr persönlich verfaßt, andere mit dem Blick des Historikers geschrieben. Gemeinsam ist ihnen, daß sie sich auf die geschichtliche Leistung Helmut Kohls beziehen und die menschlichen, nationalen und europäischen Bezüge seines Lebenswerkes darzustellen versuchen. Im Mittelpunkt dessen steht die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes, sie ist für die meisten von uns das herausragende und bestimmende Ereignis unseres Lebens gewesen.
Der Titel der Leipziger Festschrift "Seid einig – einig
– einig -" haben wir dem Werk unseres Nationaldichters Friedrich von Schiller
entnommen - die mahnenden letzten Worte des Attinghausen im "Wilhelm Tell",
der wie wohl kein anderes Werk der deutschen Literatur den Einklang von
Freiheit und Einheit darstellt. Sein Streben nach Einigkeit und Recht und
Freiheit für das deutsche Vaterland hat Schiller in Stoffen aus der
Geschichte anderer europäischer Völker ausgedrückt. Auch
das verbindet mit der geschichtlichen Leistung Helmut Kohls, die deutsche
Frage im europäischen Zusammenhange zu lösen.
Volker Schimpff